1825
war Wehen einer der wichtigsten Eilwagenknotenpunkte im ganzen taunus.
Täglich kamen die planmäßigen und die Extraposten mit zahlreichen, oft
weigreisten Leuten dahin. Da in Wehen zugleich Pferdewechselstelle und
Fütterungsplatz für die Postpferde war, mußten die Reisenden bis zur
Weiterfahrt den Postwagen veralssen und hatten Zeit, im Postwirtshaus
sich zu erfrischen. Beidieser Gelegenheit verbreiteten sie die
Nachrichten, die ihnen unterwegs bekannt geworden waren, berichteten
von elbsterlebten Ereignissen und tuschelten den aufhorschenden
Bauersleuten berichte über alelrlei politische Vorgänge ins Ohr, von
denen laut zu sprechen gefährlich werden konnte. So war man in Wehen
stets unterrichtet über das Wartburgfest, das Hambacher Fest, die
bestrafung dieses oder jenes Unvorsichtigen, kurz über alle noch geheim
gehaltenen Vorgänge im poliitschen Lebens des deutschen Volkes.
Das
postwirtshaus war besonders abends von den Dorfbewohnern stark besucht,
weil gegen 10 Uhr der Eilwagen mit vier, oft noch mehr Pferden
bespannt, von Wiesbaden und aus der entgegengesetzten Richtung von
Idstein kam. In Wehen war dann Kreuzungspunkt. Dann wimmelte die
Wirtsstube von Fremden, Frauen, Männern und Kindern, die oft weite
Reisen vor sich oder hinte sich hatten. Mitunter waren Flüchtlinge aus
fernen Gebieten darunter, die dann den zuhörenden Leuten, meist auf
Befragen, bereitwilligst über ihre Reise oder andere Vorkommnisse
Auskunft gaben. Blies dann das Posthorn zur Weiterfahrt, so half man
den Reisenden noch beim Einsteigen, wünsche ihnen gute Reise durchs Drf
in seiner vorgeschriebenen richtung weiter.Der Postillon ließ sein
Postsignal erschallen, und jeder Wehener wußte dann, ohne auf die Uhr
zu sehen, wieviel Uh es war.
Die früh um 4 Uhr ankommenden
Postwagen gaben den Bauern durch das Posthorn die Stunde kund und
mahnten viele zum Aufstehen. Das Abfahrtssignal des Postillons war für
die meisten Wehener das Weckerzeichen.
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ehemalige Poststelle von Wehen |